Finanzielle Auswirkungen der Coronakrise auf den Kitaträger
Die Coronakrise trifft den Kita-Träger rainbowtrekkers auch finanziell. Wir werden den Einzug des Essensgelds zwar bis auf weiteres aussetzen können. Wir sind aber beim Betreuungsgeld auf die Solidarität von Eltern angewiesen, um Personalentlassungen zu vermeiden.
„Wie wirkt sich die Coronakrise finanziell auf rainbowtrekkers und andere Kitas aus? Wie sieht es aus mit Essensgeld und Elternumlage? Müssen wir weiter zahlen?“ Diese und ähnliche Fragen wurden in den vergangenen Tagen in einer Vielzahl von E-Mails an das Trägerbüro getragen.
Wir bitten zunächst einmal um Entschuldigung, dass wir uns erst jetzt mit einer Antwort an Sie wenden. Die Implementierung des VICI-Projekts sowie die Einführung des Home Office für die Erzieher (mit aller technischen Assistenz und der Kommunikation entsprechender Zielvorgaben) hatte zunächst Priorität. Zudem hat die Prüfung der an uns heran getragenen juristischen und finanziellen Fragen einige Zeit gebraucht.
Nach Auswertung der Sachlage haben wir gemischte Gefühle. Einerseits hat das Land NRW zwischenzeitlich schriftlich bestätigt, dass es unabhängig vom Betretungsverbot die Finanzierung des Kitasystems im Lande in vollem Umfang komplett aufrechterhält. Das ist eine gute Nachricht besonders für Kitas, die ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Private Kitas, die ohne öffentliche Zuschüsse auskommen, werden demgegenüber an Kurzarbeit und Entlassungen nur schwer vorbeikommen.
Wie sie wissen, steht rainbowtrekkers als Freier Träger in der Mitte zwischen den beiden Polen. Unsere Kitas basieren aus rechtlichen Gründen (§74 SGB VIII) auf einer Mischfinanzierung von öffentlichen und privaten Mitteln (hier: Elternbeiträgen).
Wir hatten darum verschiedene Rechtsexperten um ihre Einschätzung der Sachlage hinsichtlich der Elternbeiträge gebeten. Die Experten sind jedoch zu einander gegenläufigen Ansichten gekommen. Eine juristische Auffassung besteht darin, dass aufgrund der Nichterbringung der Betreuung für Eltern ab einem gewissen Zeitpunkt keine Zahlungspflicht mehr bestehe, wohingegen die andere Auffassung mit „höherer Gewalt“ (hier: Betretungsverbot) argumentiert und eine Zahlungspflicht aus dem zugrunde liegenden Betreuungsvertrag als weiterhin gegeben sieht.
Unabhängig von einer letztendlichen juristischen Entscheidung, ist es aber so, dass unsere Fixkosten (vor allem Gehälter und Mieten) selbstverständlich während der Schließung weiterlaufen. Würden Ihre Elternbeiträge ausbleiben, dann würde das bedeuten, dass es uns bereits Ende April nicht mehr möglich sein wird, die Gehälter aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bedienen.
Wir versuchen momentan selbstverständlich im Bereich der Sachkosten zu sparen und die Einsparungen direkt an Eltern weiter zu geben. Wir werden deshalb bis auf weiteres keine Essensgelder mehr von Ihnen einziehen.
Wir würden aber nur sehr ungern in der jetzigen Situation Personal entlassen oder in Kurzarbeit entsenden, und zwar aus zwei Gründen:
1. Freigesetztes Personal würde bei dem derzeitigen Fachkräftemangel sofort bei vollen Bezügen Jobangebote in kommunalen Kitas erhalten. Diese Stellen wären nach der Wiedereröffnung bei rainbowtrekkers unbesetzt und neue Fachkräfte müssten erst langwierig rekrutiert werden. Für den Aufbau einer stabilen Fachkraft-Kind-Beziehung wäre das nicht sinnvoll zumal in einer Zeit, in der der gesamte Kitabereich in Deutschland von Personalfluktuation betroffen ist. Die Zeit bis zu einer Wiederbesetzung freier Stellen liegt derzeit branchenweit bei mindestens drei Monaten. Da zudem unklar ist, in wie weit wir nach einer Wiedereröffnung sofort mit der Rückkehr jener eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rechnen können, die zur COVID19-Risikogruppe gehören, sähen wir hier ein großes Betreuungsproblem in der Zeit nach der Corona-Krise auf uns zukommen.
2. Wichtiger noch ist mir als Geschäftsführer und Personalverantwortlicher die Tatsache, dass Mitarbeiter keine Ressource sind wie ein Äpfel und Birnen sondern es sind Menschen. Es sind unsere Kolleginnen und Kollegen, die für unsere Kinder dagewesen sind, die ihr bestes gegeben haben und weiterhin geben und auf die wir stolz sein können. Menschen, die selbst jetzt in einer Krise gezeigt haben, wie flexibel sie sich umstellen können, um weiterhin für uns und unsere Kinder da zu sein. Diese Menschen wollen wir nicht fallen lassen.
Ich kann Ihnen versichern, dass wir bereits jetzt alles in unserer Möglichkeit stehende unternehmen, um Ausgleichszahlungen von Land oder Kommunen zu erhalten, was nicht ganz einfach sein wird, weil die nicht kostendeckende Kita-Grundfinanzierung des Landes solchen Ansprüchen u.U. entgegen steht. Sobald wir diesbezüglich Informationen haben, werden wir Sie selbstverständlich informieren. Doch selbst wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt Ausgleichszahlungen von Kommunen oder Ländern erhalten oder nicht bezahlte Elternbeiträge rechtlich zugesprochen bekommen sollten, fehlt uns das Geld jetzt.
Als gemeinnütziger Träger gilt für uns zudem das Gebot der zeitnahen Mittelverwendung, weswegen in unserem Falle kaum Rücklagen bestehen, um finanzielle Härten wie die derzeitige aufzufangen.
Selbst bei unterschiedlichen Rechtsauffassungen oder Ihrer persönlichen Meinung zur Beitragszahlung trotz der fehlenden Betreuungsmöglichkeit, möchte ich Sie darum bitten uns allen den zeitlichen Spielraum zu lassen die Finanzierung zu klären und so den weiteren Betrieb unserer Kitas zu sichern.
Nur in diesem Falle können wir nach der „Corona-Krise“ die weitere Betreuung Ihrer Kinder in unseren Kitas mit dem von Ihnen und uns geschätzten Personal weiterführen.
rainbowtrekkers Solidaritätspakt
Wir beabsichtigen daher, die 195 € Betreuungsgeld im Laufe dieser Woche regulär von Ihrem Konto einzuziehen. Bitte helfen Sie uns, indem Sie für eine ausreichende Deckung sorgen. Die 65 € Essensgeld werden wir – wie gesagt – nicht einziehen.
Aber auch wir rainbowtrekkers wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die Solidarität dringend nötig haben. Sollten durch Corona bedingt Ihre Haushaltseinnahmen im April um mehr als 50% zurück gegangen sein und sollten Ihre kurzfristigen Liquiditätsreserven nicht ausreichen, um die laufenden Ausgaben Ihrer Familie decken zu können, prüfen wir selbstverständlich die Möglichkeit, eine vorübergehende Beitragsstundung mit Ihnen zu vereinbaren.
Bitte kontaktieren Sie in diesem Fall das Trägerbüro. Bitte beachten Sie, dass der Rückgang der Haushaltseinnahmen ursächlich auf die Coronakrise zurück zu führen sein muss und dass dieses Angebot sich nicht auf etwaige Zahlungsrückstände aus der Vergangenheit bezieht.
Die Stadt Köln hat übrigens bereits angekündigt, den Einzug der monatlichen städtischen Elternbeiträge auszusetzen, was hoffentlich zu Ihrer weiteren finanziellen Entlastung beiträgt.
Wir hoffen, dass in der derzeitigen Situation der jeweils Stärkere den momentan Bedürftigeren unterstützen kann. Unser Ziel ist es, diese Situation in Solidarität zu überstehen, um nachher gemeinsam weitermachen zu können.