Quality in caregiving

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Was die Angst vor Corona mit Kindern macht.

Wie wir uns besser vor ihr schützen.

Seit jetzt einem Jahr lässt sich beobachten, dass der weltweite Umgang mit den tatsächlichen oder den befürchteten Gefahren von COVID19 wesentlich von Angst geprägt ist. Das gilt in gleicher Weise für Kinder, Eltern und Beschäftigte in Kindertagesstätten. Zum ersten Mal hat sich jetzt einer der führenden deutschen Pädagogikverlage mit der Frage beschäftigt, was diese Angst vor Corona mit unseren Kindern macht. Die Antwort ist bedrückend: Wenn die Corona-bedingten Restriktionen im Kitabereich bestehen bleiben, dann ziehen wir eine junge Generation heran, „die ihr Innerstes nicht mehr spürt und die Freude am Lernen verlernt hat.“

Der Dipl.-Sozialpädagoge Kurt Gerwig gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Filmemachern im pädagogischen Bereich. Seine Filme werden vielfach auch in den Berufskollegs für Erzieher eingesetzt. Gerwig hat jetzt ein mutiges Interview mit Gerald Hüther produziert, einem der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands.

Hüther beschreibt in dem Gespräch, wie die Corona-Maßnahmen nachhaltig lebenswichtige Bedürfnisse der Kinder nach Verbundenheit und Autonomie unterdrücken. Erwachsene, so Hüther, könnten Bedürfnisse durchaus vorübergehend zurückstellen ohne Schaden zu nehmen.

Im Gegensatz dazu besäßen Kinder diese Fähigkeit noch nicht. Kinder können ihre Bedürfnisbefriedigung nicht vertagen, weil sie noch nicht gelernt hätten, ihre Bedürfnisse selbst zu stillen. Würden – so wie momentan – die Bedürfnisse der Kinder weiterhin nachhaltig unterdrückt, führe dies im Gehirn zu Vernetzungen, die dafür sorgten, dass diese Bedürfnisse aberzogen würden und den Kindern langfristig komplett verloren gingen. Kinder degradierten zu „Robotern“ und „Befehlsempfängern“, so Hüther, „sie funktionieren einfach nur noch“.

Schlimm sei dabei besonders die Konditionierung der Kinder: „Die finden es hinterher selber toll, dass sie es geschafft haben, ihre Oma nicht mehr zu besuchen.“ Filmemacher Gerwig berichtet von einem Gespräch mit einem fünfjährigen Mädchen, das gesagt habe: „Ich brauche niemanden zum Spielen; ich habe mich an die Einsamkeit gewöhnt.“ Und ein kleiner Junge habe sorgenvoll gefragt: „Mama, ist der Kindergarten jetzt zu, weil ich mir nicht ordentlich die Hände gewaschen habe?“

Hüther hält vor diesem Hintergrund ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Umdenken im Umgang mit Corona in Kindertagesstätten: „Es darf nicht sein, dass ein Kind im Laufe seiner Entwicklung in eine Situation gebracht wird, in der es gezwungen ist, seine tiefsten menschlichen Bedürfnisse zu unterdrücken und dabei das Wertvollste – die angeborene Entdeckerfreude und Gestaltungslust – ausgerechnet in Einrichtungen verloren geht, die sich Bildungseinrichtungen nennen.“

Hüther, der auch zu den führenden Angstforschern der Bundesrepublik gehört, hält es für die Pflicht von uns Erwachsenen genau zu prüfen, ob unsere Ängste begründet sind, bevor wir diese unreflektiert an unsere Kinder weitergäben. Er unterscheidet dabei zwischen einer gesunden Angst vor realen Geschehnissen und einer krank machenden Angst, vor dem, was wir uns vorstellen, was alles passieren könnte: „Wenn der Löwe vor mir sitzt, dann ist Angst etwas Gesundes. Sie sorgt dafür, dass ich mich in Sicherheit bringe. Wenn ich mir aber nur vorstelle, dass der Löwe kommen könnte, ist das eine ungesunde Angst, die lähmt.“

Als Kitaträger wollen wir diesen Ansatz aufgreifen. Aus unserer Sicht gibt einen Unterscheid zwischen Risikomanagement und Angst. Wir werden selbstverständlich weiterhin unsere bestehenden Hygienekonzepte implementieren. Schon aufgrund der internationalen Zusammensetzung unserer Teams und Elternschaft hatten wir den betrieblichen Gesundheitsschutz in Sachen Corona bereits im Februar 2020 sehr ernst genommen, viel früher und strikter als andernorts.

Anders als andere werden wir in unserer Organisation jedoch nicht Angst einsetzen, um ein konformes Verhalten zu erzwingen. Wir wissen um die negativen Effekte der Projektion unserer eigenen Ängste auf unsere Kinder. Wir vertrauen deshalb vielmehr auf die Verantwortungsbereitschaft aller Beteiligten.

In dem Gespräch mit Kurt Gerwig erörtert Gerald Hüther auch, welche Auswege es aus der Angst gibt und wie wir unsere Kinder besser vor unseren Ängsten schützen können. Ein Teil des Interviews ist auf Youtube veröffentlicht. Die Vollversion ist zu erwerben beim Verlag AV1-Pädagogik. Unsere Mitarbeiter haben über unser Intranet Zugriff auf eine lizensierte Vollversion.

Meinungsvielfalt beim „Bild vom Kind“

Welche Auswirkungen haben die Angst vor COVID19 und die Restriktionen des Lockdowns auf das Leben unserer Kinder? Die Antwort auf diese Frage hängt ganz wesentlich davon ab, was für ein „Bild vom Kind“ wir haben. Während der obige Ansatz von Gerwig/Hüther vor allem die Rolle der Erwachsenen hinterfragt und von der Sorge einer Angstübertragung auf die Kinder geprägt ist, möchten wir Ihnen im Nachfolgenden einen Ansatz aus Israel vorstellen. Dieser rückt viel mehr die Entscheidungs- und Handlungskompetenz von Kindern (children’s agency) in den Mittelpunkt.

Aus unserer Sicht haben beide Blickwinkel auf das Kind ihre Berechtigung. In einer Zeit, in der Medien Ängste schüren und abweichende Meinungen selbst namhafter Wissenschaftler vom öffentlichen Diskurs ausschließen, erlauben wir uns die Unvoreingenommenheit, beide pädagogischen Sichtweisen auf die Auswirkungen der Pandemie nebeneinander stehen und für sich sprechen zu lassen.

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